Viele großartige Bücher beginnen mit einem Zitat.
Wobei dann meist einem angesehenen Menschen mit seinen ebenso ansehenswerten Aussagen gehuldigt wird.
Um also meine Großmutter zu zitieren: „Morgen fangen wieder hundert Tage an.“
die erste Party
Wenn man Fünfzehn ist, gerade erst einem Jugendverein beigetreten – man sollte wohl sagen „wurde“, denn wirklich freiwillig, trat ich dem JugendRotKreuz damals nicht bei – und die erste richtige Party ins Haus steht, so ist man voller Erwartungen.
Erwartungen über das wer und wie und was…und natürlich darüber, ob das nun endlich die alles entscheidende Leben verändernde Erfahrung wird, von der sicher jeder Teenager träumt.
Nein, nicht gleich wilder Sex auf dem Männerklo, sondern natürlich irgendwas spirituelles, etwas Aussagekräftiges, etwas, an das man sich auch Jahre später noch wohlwollend zurückerinnern kann.
Vermutlich ziehen die meisten Jugendlichen in dem Alter doch das mit dem Sex vor.
Ehrlicherweise sollte an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass trotz meines stets alles überragenden Anspruchs an mich selbst, etwas Besonderes zu sein, irgendwie anders als alle anderen, vielleicht sogar besser, weil doch immerhin tiefgründig, hätte auch ich die Nummer mit dem Sex allem spirituellem Tiefgang vorgezogen.
Aber das hätte ich damals nie zugegeben, wollte ich doch so unbedingt außergewöhnlich sein.
Was von meiner, doch recht verschwommenen, Erinnerung noch übrig blieb, waren die weniger spirituellen, aber umso schlechteren Horrorfilme, ne ziemlich üble Mischung Alkohol und der Trennungsversuch Mayas von ihrem Verehrer – der Erste von vielen.
So gegen 1Uhr an dieser viel zu warmen Januarnacht des Milleniumjahres kuschelte ich mich schließlich selig betrunken in meinen Schlafsack und ließ die lausige Party, Party sein. Wäre nicht ein hacke dichter, leider nur noch Unterhosen tragender Junge schwungvoll auf mich drauf gesprungen, ich hätte die nachfolgenden neun Jahre vermutlich ganz anders zugebracht…
Wie ich inzwischen aus reichlicher Erfahrung sagen kann, ist es überhaupt nicht hilfreich einem recht angetrunkenen Menschen auf den Bauch zu springen und ihn so aus seinem wohlverdienten Erholungsschlaf zu reißen – nicht dass mir danach noch mal jemand solch einen Weckgruß bereitet hätte, aber ihr wisst, was ich meine.
Auf dem Damenklo ließ ich mir die ganze Party dann noch mal durch den Kopf gehen, zweimal, wenn’s man genau nimmt, nur um dann festzustellen, dass die ganze Bande mittlerweile am pennen war.
Alle, bis auf einen sehr nüchternen, weil zu spät erschienenen, Metaller Mitte zwanzig, der mir nur einen einzigen Blick zuwarf, bevor er sich der anderen, auch noch nüchternen, weil damals Antialkoholikerin, Person zuwandte, auf die er, wie ich später erfuhr, ein Auge geworfen hatte.
Nur ein einziger Blick und ich wusste genau, nur er ist dazu in der Lage meine Welt vollkommen auf den Kopf zu stellen, mich auseinander zunehmen und Stück für Stück neu zusammenzufügen, mich mitzureißen, egal was auch passieren möge und mir das Herz zu brechen, so oft es ihm beliebt.
Nur ein einziger Blick und ich war verloren.
***
[…]
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