„In deinen Stück gibt es keinerlei Dialog.“, eine Aussage gemacht mit fragender Stimme.
Der Autor zuckt nur scheinbar unbeteiligt mit den Achseln.
„Aber das Publikum braucht Dialoge, benötigt die Möglichkeit in die Gefühlswelt aller Protagonisten hineinzuschauen. Man muss Einsichten gewinnen! Alles was du geschrieben hast, lebt von einseitigen Beobachtungen!“
Der Autor hüllt sich weiter in Schweigen.
„Du kennst die Gefühle der anderen Figur nicht oder?“, Hoffnung auf ein Verneinen der Frage schwingt kaum mit in ihren Worten, Schultern fallen, aber ihr Griff geht zu seiner Hand: „Wenn du es nicht weißt, wie soll dann der Leser dem Ganzen folgen? Wie willst du es schaffen, dass dein Stück nicht bloß eine lose Szenensammlung wird?“, kraftvoll umklammert sie nun die Hand, welche selbst den Griff nicht erwidert.
Sich langsam erhebend, wendet der Autor seinen Blick schließlich ab und sucht sich einen Punkt an der Wand, knapp neben dem Kopf seiner Geliebten: „Die Wahrheit liegt zwischen den Szenen!“
Seine Hand losgelassen, ballt sie ihre zur Faust… ein kurzes Zucken dieser verspricht das Suchen nach einem Ziel, doch kraftlos und entmutigt kommt sie letztlich noch immer geballt auf der Tischplatte zum liegen.
Die Geliebte will nicht aufgeben, sie verlangt eine Antwort, die für jeden Menschen, nicht nur für sie, erkennbar ist… erwartet diese, da es für sie niemals nur um das Stück gegangen war: „Das Publikum kann diese Szenen, diese Zwischenszenen, aber nicht sehen – sie spielen hinter den Kulissen, sind verborgen zwischen den Skriptseiten, vergraben in deinem Kopf. Ein Spannungsbogen sollte eben ein solcher sein; ein Bogen! Er verlangt nach Auflösung; benötigt eine abschließende Lösung oder wenigstens Zwischenlösung für den entwickelten Plot. Der Leser braucht ein Ende. Nur offene Fragen sind nicht befriedigend…“
„Das LEBEN funktioniert so aber nicht!“, der Autor noch immer stehend, stiert erst aus dem Fenster dann auf sie hinab; seine Augen glühend vor kaum mehr unterdrückbarer Anspannung.
Den Blick nicht abwendend, löst sie ihre Fäuste erneut zur flachen Hand; auf dem Tisch ruhend zum einen, an seiner Hüfte zur anderen: „Dies ist nicht das Leben; dies ist Kunst! DU bist der AUTOR. Du schreibst die Geschichte, deine GESCHICHTE… nur DU kannst etwas erschaffen, das über das Leben und dessen Einschränkungen hinausgeht. Der Autor hat die alleinige Macht… nutze diese Gelegenheit… schaffe dir und damit dem Publikum ein Ende, dass du sonst nur zu träumen wagst… vergiss die Realität… erlaube dir eine Zukunft!“
Der Autor schaut wieder zum Fenster und damit hinaus auf die Straße und in die Welt. Er betrachtet die Menschen, die es nichts angeht. Als er merkt, dass seine Geliebte, seine Liebe?, sich erhebt, um ihn erneut zurück und mit seinen Gedanken allein zu lassen, geht sein Griff zur ihrer Hand auf der Tischplatte… er hält sie fest… will sie nicht loslassen, weglassen, verlieren…
Doch der letzte Akt gehört noch geschrieben, das Unvermeidliche noch ergründet und so löst er schließlich die Verbindung zu ihr, lässt sie abermals ziehen und wartet auf das Ende, welches noch im Halbdunkel lauert.
…
zur Entfaltung des Ganzen 