einer Erinnerung zufolge

Zeit, die ich sicherlich habe

rinnt, fließt, treibt,

zerreibt es zwischen meinen Finger_spitzen

 

es zittern

die Wände, die Schränke, das Bild

von uns

 

das Gebilde

was geformt aus Erinnerungen nun halb verschüttet

wie zerbröckelte Momentaufnahmen

 

scheinbar abstrakte Kunst wo doch immer Impressionismus

wo doch Tuperln, sanfte Töne, umspielte Landschaft einst

jetzt grell und laut, bald frei von Form

 

nur ewiger Streit,

ein Kleinkrieg aus Wort_fetzen und Grimassen

bis zur Entstellung vom Einst

 

drum schließ ich die Augen, denn zu fiel die Tür

drum umklammere ich die versprengte Zeit

haltloser Augenblicke

 

die waren

nicht sind

wohl nie sollten sein

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die Füße

…die tragen (sollen)

werden nicht müde ihren Unmut lauthals mitzuteilen

brennen, stechen, erfrieren, überhitzen

voll Taubheit und Überreiz

nur Schmerz

ob Tag

ob Nacht

 

…und dafür bin ich dankbar

 

…denn Füße

die kaum mehr tragen (können)

werden es noch tun

solange sie jedem, der fragt

das Gegenteil beweisen (wollen)

 

 

das Gemüse im Ausguss versenkt…

das war der Anfang

 

vom fallen und fallenlassen

vom zerreißen und platzen

vom schütten und verschütten

vom vergessen und verpassen

 

nur einer dieser Tage

 

zum liegenbleiben und stehenlassen

mit dem Kopf in den Händen und dem Kiefer verkrampft

mit noch vor dem Frühstück am liebsten zum Bett

und es war gerade erst 9:15Uhr

 

schon wieder besseren Wissens

und dann kommen die,

die es besser_wissen

im Mantel des gutgemeinten Ratschlags

in der Deckung der helfenden Hand

und ich greife danach

und ich schlage danach

und ich suche danach

und verstecke mich davor

und wider besseren Wissens

mit vor Stolz gesenktem Blick

im selbst_gewählten Widerspruch

schlage auch ich ja Rat und Räder

keiner siehts. eine(r) spürts

das man nicht die Augen verschließt – nicht vor der Welt, nicht vor sich selbst

das man sich vor Vorwürfen schützt – gegen die der Welt, gegen die eigenen

das man erkennt alles wird gut – auch wenn es nie mehr so sein kann

das man versteht man ist nicht allein – obgleich es sich so anfühlt

das man sich erlaubt auch mal allein zu sein, traurig zu sein, enttäuscht zu sein, es nicht zu verstehen, zu vermissen was war und nicht wieder kommt, wütend zu sein, verzweifelt, verängstigt… kein Sein im Hypothetischen – man vergisst es zu oft,

das Du, das Wir, das Ich…

doch auch das ist wichtig, das Reale, das Pronomen im Du, im Wir, im Ich… denn ja du bist stark – so viel stärker als du selbst je vermutet hast – und doch kann es sein – wird es sein – dass du dich umblickt und die Welt nicht mehr erkennst – von der Welt nicht mehr erkannt wirst. und all das ist normal und all das gehört so und all das musst du verstehen – einsehen – für dich selbst – für alle anderen. und nein, du bist nicht allein – auch nicht im Wir – doch ein jeder erlebt es anders – niemand ist gleich – nicht im Leben, nicht in der Welt, nicht im Gesundsein, nie in der Krankheit…

Heute ist Welt-Multiple Sklerose-Tag

 

es gibt da so Tage

es gibt da so Tage

so Momente

nicht viele

zum Glück

 

was?

nein das kann nicht sein

oder doch?

wenn du das sagst, muss ich dir wohl glauben

 

und dann brannte das Zimmer

ja aber nur beinahe

und dann flutete ich die Wohnung

ach, so oft kam das nun auch noch nicht vor

 

woran sollte ich denken?

wie sah es noch gleich aus?

muss ich das wissen?

sollte ich das erinnern?

 

und wer ist diese Frau?

die zerfallene Frau da drüben

da fast ganz nah

da im Spiegel vor mir

 

denn es gibt da so Tage

die gehören dazu

doch sind es nur Tage

nur Momente, nur Ausschnitte – nicht alles, nicht immer – nur so Tage, nur so fast

weiter, weiter

ich dreh‘ mich nicht um

denn ich seh‘ nicht um mich

sonst müsst‘ ich erblicken

was mich würd‘ halten zurück

 

drum geh ich nur vorwärts

und bleib niemals steh’n

denn ich könnte erstarren

und nie mehr weitergehen

 

doch es soll nur nach vorne

und niemals zurück

kein Zweifeln erlaubt

beim Suchen, beim Finden, beim Hoffen, beim Träumen…

 

 

offenbar_

offenbar ist es offensichtlich

heißt es ist richtig

es ist bekannt

es ist klar und eindeutig

 

heißt es, es ist offen?

soll es heißen, es ist so gemeint?

ist es ein Ist?

muss es nicht doch eher Scheint?

 

offenbar scheint es offenkundig

sollte es in aller Munde

gehört es bedeutsam

und endet auf _ung