das Neuerdings

ich gehe mit wackligen Beinen,

in erhaschter Zeit,

unter steigendem Druck,

über schwankende Pfade und bröckelnde Brücken

und es scheint geborgt dieses Jetzt,

wie bald verbirgt auch das Hier,

wenn Neues kommt,

ob nun gewollt oder bloß verwünscht

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in diesem fremd_bekannten Leben

wandernd durch eine neu_bekannte Welt

umgeben von un_bekannten Gesichtern

vernebelt klar, ob Freund

ob Fremd

ob Verwandt

 

ob Du

ob ich

 

denn in dieser meiner neu_verfremdeten

neu_erkannten

un_bekannten

Welt

die könnte sein ein Traum für jene

ein Witz vielleicht sogar für andere

schweife ich dahin

erkenne nichts und niemand wieder

treffe so stets auf neues und damals doch sicherlich einmal bekanntes

 

und frage mich nicht mehr

und denke nicht mehr zu sehr darüber nach

 

denn Sinn und sinn_los

hier und da

gestern, heute, morgen

jetzt, noch nicht, nie mehr

liegen vor mir in sich vereint

verkneult

verklebt

zerrüttet und zerrieben

un_bekannt und fremd_bekannt wie diese LebensWelt um mich herum

 

 

 

die Füße

…die tragen (sollen)

werden nicht müde ihren Unmut lauthals mitzuteilen

brennen, stechen, erfrieren, überhitzen

voll Taubheit und Überreiz

nur Schmerz

ob Tag

ob Nacht

 

…und dafür bin ich dankbar

 

…denn Füße

die kaum mehr tragen (können)

werden es noch tun

solange sie jedem, der fragt

das Gegenteil beweisen (wollen)

 

 

keiner siehts. eine(r) spürts

das man nicht die Augen verschließt – nicht vor der Welt, nicht vor sich selbst

das man sich vor Vorwürfen schützt – gegen die der Welt, gegen die eigenen

das man erkennt alles wird gut – auch wenn es nie mehr so sein kann

das man versteht man ist nicht allein – obgleich es sich so anfühlt

das man sich erlaubt auch mal allein zu sein, traurig zu sein, enttäuscht zu sein, es nicht zu verstehen, zu vermissen was war und nicht wieder kommt, wütend zu sein, verzweifelt, verängstigt… kein Sein im Hypothetischen – man vergisst es zu oft,

das Du, das Wir, das Ich…

doch auch das ist wichtig, das Reale, das Pronomen im Du, im Wir, im Ich… denn ja du bist stark – so viel stärker als du selbst je vermutet hast – und doch kann es sein – wird es sein – dass du dich umblickt und die Welt nicht mehr erkennst – von der Welt nicht mehr erkannt wirst. und all das ist normal und all das gehört so und all das musst du verstehen – einsehen – für dich selbst – für alle anderen. und nein, du bist nicht allein – auch nicht im Wir – doch ein jeder erlebt es anders – niemand ist gleich – nicht im Leben, nicht in der Welt, nicht im Gesundsein, nie in der Krankheit…

Heute ist Welt-Multiple Sklerose-Tag

 

es gibt da so Tage

es gibt da so Tage

so Momente

nicht viele

zum Glück

 

was?

nein das kann nicht sein

oder doch?

wenn du das sagst, muss ich dir wohl glauben

 

und dann brannte das Zimmer

ja aber nur beinahe

und dann flutete ich die Wohnung

ach, so oft kam das nun auch noch nicht vor

 

woran sollte ich denken?

wie sah es noch gleich aus?

muss ich das wissen?

sollte ich das erinnern?

 

und wer ist diese Frau?

die zerfallene Frau da drüben

da fast ganz nah

da im Spiegel vor mir

 

denn es gibt da so Tage

die gehören dazu

doch sind es nur Tage

nur Momente, nur Ausschnitte – nicht alles, nicht immer – nur so Tage, nur so fast