Kannst Du…

Kannst Du mich sehen

in der Dunkelheit umgeben von Licht

 

Kannst Du mich hören

in Frage stellend jede Antwort

 

Kannst Du mich halten

rastlos im Stillstand ohne Ziel

 

und hier sind die Dinge, die ich nicht verstehe

und hier ist die Welt, die mich verschreckt

und dort bist Du

 

Kannst Du

Kannst Du all das

was ich nicht kann

 

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Alles und ein Ende

Ein Stück über die Liebe, denn das wäre jetzt angesagt, sagte man.

Ein Stück in fünf Akten, denn die Zahl gefiel ihm.

Ein Stück, von dem sich die Geliebte mehr erhofft hat als der Autor.

Ein Stück, über dessen Inszinierbarkeit man sicher streiten könnte.

 

Ein „Stück“, was in Auszügen bereits veröffentlicht wurde und dass nun endlich in Gänze vorliegt.

„im Entstehen begriffen“

 

 

 

 

 

 

 

 

ohne Sein

in Momenten da ich kaum noch bin

entleert, entrückt, vertrieben

ohne Sein, kein Dasein

 

der Geist verkleb

die Gedanken im Nebel

 

reduziert

 

verloren die Sprache

alles verlangsamt, lang gezogen, zusammengestaucht

das Sein ohne Sinn

 

die Gedanken ohne Sprachrohr

zerstückelt, verwirbelt, laut und grell

 

am Anfang der Sturm im Kopf

im Anschluss ein Vakuum

 

reduziert

 

die neue Normalität

reine Gewohnheitssache, wenn man die Umwelt befragt

in Fragen gezogene Gespräche

Unverständnis, welches vollkommen verständlich

 

ich denke, also bin ich

was bin ich, wenn ich nicht denken kann?

 

nur Kunst

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und wieder

ein dumpfes Pochen

ein Ziehen

ein Brennen

ein sich Ausbreiten

ein Schmerz, dem zu entkommen fast unmöglich scheint

 

ein Auftürmen

ein Dagegenhalten

ein Willensstark-sein-wollen

 

ein Atemzug, dann zwei

 

ein sich Fangen, sich Verfangen, ein Gefangensein

ein Lösen, sich Loslösen, sich Auflösen

 

noch ein Atemzug, dann drei

 

ein sich W i e d e r finden

 

w o l l e n

 

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Szene zu Beginn

Der Autor wartet.

Er wartet schon seit längerem.

Er wartet ohne etwas zu erwarten; aus der Erwartung ist er herausgewachsen.

Der Autor sitzt am offenen Fenster seines kleinen Büros, die Schreibtischlampe erlosch vor einigen Minuten; die Glühbirne offenbar durchgebrannt und er wartet.

Er wartet nicht auf den sich nun ankündigenden Sonnenaufgang, obgleich er bereits seit dessen Untergang aus dem Fenster stiert, weshalb seine Augen schon seit Stunden blutunterlaufen und verquollen sind.

Er wartet auf den Beginn des Stückes, das noch geschrieben werden muss… welches er zu schreiben hat… dessen fehlende Worte ihm im Halse stecken, ihm den Magen zum Knoten verbiegen, ihm die Luft zum Atmen nehmen.

Jeden Augenblick wird sie zurück sein und sie wird etwas erwarten, von ihm erwarten… sie wird etwas erwarten, auf das sie selbst seit längerem wartet. Auch ihre Augen werden gerötet sein von zu wenig Schlaf und zu vielen Erwartungen.

Der Autor glaubt nicht, dass sie gemeinsam auf dasselbe warten werden und als die ersten zarten Sonnenstrahlen schließlich seinen Fensterplatz erreichen, schließt er die Augen… verschließt sie vor dem kommenden Moment, der unvermeidlichen Realität und nicht zuletzt vor sich selbst.

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Zwischen den Szenen. Am Ufer

„Wer ist sie?“, ein Fragen mit belegter Stimme.

„Wen meinst du?“

„Sie, welche dir in die Augen blickt… sie bekommt mir bekannt vor… warum?“, ein kurzes Schluchzen mit geballter Faust, linke Hand und zittrigen Fingern, rechte Hand, „…vielleicht habe ich einst ein Bild von ihr gesehen; eins von deinen alten Photos , du weißt schon, die du immer versteckt hältst…“, verschlucken der Worte, die noch fallen wollten, „Wie heißt sie?“

„Sie hat keinen Namen… ich kenne ihn nicht… sie hat ihn mir nie verraten… ich habe nie gefragt…ich verstehe nicht, warum sie dir bekannt vorkommt!

Sie ist sonst nur ein Schatten, eine Stimme, ein Schrei meiner selbst. Ich kann sie normalerweise gut verstecken hinter jedem Scherz, jedem Ratschlag, jedem Moment in Gesellschaft… sie ist eine Schwäche, meine Schwäche, mein Schmerz, den ich nicht zeigen darf, da ich stark zu sein habe… da man dies von mir erwartet. Immer ein Lächeln auf den Lippen… auch wenn es die Augen verlässt, sobald ich mich umdrehe… immer kraftvoll oder wenigstens mit Humor… wenn bissig, dann intellektuell… wenn enttäuscht vom Leben, dann über den Fortgang der Gesellschaften mit deren unerreichbaren Ansprüchen und Ungerechtigkeiten, den Fehlverteilungen, der Ignoranz, dem Rasen ohne Ziel, dem Drehen im Alltag, dem Gefangensein in Tretmühlen…

…niemals über das eigene Leben, über verpasste Chancen, Fehlentscheidungen, Ängstlichkeiten, dem Gefühl zu ertrinken mitten in der Wüste, in der ich im gleichen Moment verdurste…

Und ich bin so wütend und habe kein Anrecht darauf! Keiner ist für meine Wut zu verantworten, niemand trägt Schuld daran, was der Wut keinen Abbruch tut…

…und dann ist da sie, die mich anblickt mit traurigen Augen immer dann, wenn ich den Anderen den Rücken zukehre, da mir das Gesicht schmerzt vom vielen grinsen und die Worte fehlen, nach all dem ganzen Ausgetausche und ich wieder nichts von ihr, die sie mein Leben einnimmt, erzählt habe.

Ja, nun wirfst du mir diesen Blick zu… ich kenne ihn nur zu gut… es ist das Entsetzen, die Verunsicherung, da die richtigen Worte noch nicht geschrieben wurden für diese Art des Gesprächs. Nein, mach dir keine Sorgen… ich bin nicht steif vor Angst vor dem, was da ist, was noch kommen mag, kommen muss, kommen wird… nein, dass Alles sollte lediglich den nächsten Akt einführen.

Was hältst du davon?“

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Zwischen den Szenen. Auf der Terrasse

„Wie geht es dir?“

Eine Frage, die, beantwortete er diese ehrlich Anschlussfragen nach sich zöge, welche er nicht minder verabscheuen würde; drum schwieg er.

„Wie geht es mit dem Roman voran?“

Ähnlich der Frage nach dem Wohlbefinden- keine klare Antwort in Sichtweite. „Der 2. Akt steht schon.“

Wie oft hatte er diesen Satz inzwischen schon ausgesprochen? Wann käme endlich der Zeitpunkt, da dieser der Realität entspräche?

In Wahrheit kam er einfach nicht voran, obgleich im Grunde alles klar genug erschien – wenigstens im besagten 2. Akt- Lediglich das darauffolgende lag noch stur im Nebel seiner selbst verborgen. Was nicht unbedingt schlimm sein sollte, schließlich benötigt ein kreativer Prozess mitunter Zeit. Nein, es wäre nicht dramatisch gäbe es diesen verfluchten Erwartungsdruck nicht; hätte er keine deadline vor Augen…

Ein Räuspern holte ihn zurück ins Gespräch und große Augen gaben den Hinweis etwas verpasst zu haben. Zumal seine ins Blaue geschossene Bemerkung „Ja, ich bin ganz deiner Meinung.“ wohl nicht angebracht gewesen war, zumindest wenn die die mittlerweile in Falten gezogene Stirn irgendetwas zu bedeutet hatte.

Dass sein Gesprächspartner darauf verzichtete sich zu wiederholen, zeigte ihm ein allgemeines Verständnis für seine durchaus Art sich in den eigenen Gedanken zu verlieren an oder eben ein Aufgeben, ein Drüberstehen, ein Sich-nicht-mehr-dafür-interessieren.

Weitere sich scheinbar endlos ziehende Sekunden gingen ins Land ohne dass ein weiteres Wort verloren wurde.

„In Ordnung, ich werd dann mal wieder…“, ein Blick auf die Armbanduhr, „… hab da noch einen Termin…“, ein fast unmerkliches Kopfschütteln, „…war schön dich zu sehen.“

Nur kurz überlegte er noch eine Floskel des Abschieds nachzuwerfen, jedoch war die Freundin schon um die nächste Ecke gezogen bevor ihm sinnvolle Worte einfielen, wenn es auch reine Plattitüden waren.

So blieb er zurück mit lauwarmen Weinbrand, abgebrannter Zigarette und leeren Blickes – ganz so, wie er sich einen Erfolg suchenden  Schriftsteller immer erdacht hatte.

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Heute war ein guter Tag

„Heute war ein guter Tag, ich habe einen Satz geschrieben.“

Keinen blassen Dunst von wem dieser kluge, wenn auch nicht unbedingt aufbauende Satz ist. Natürlich könnte ich das nachschlagen; zumal es in der heutigen Zeit keine vertretbare Begründung, also Ausrede, dafür gibt, dies nicht zu tun. Nein heutzutage gilt es bei solchem Unwissen nur ehrlich zu sein und zu zugeben, es im Grunde gar nicht wissen zu wollen, sei es aus Faulheit oder Ignoranz; Faulheit in meinem Fall.

Schreibblockaden gehören natürlich zum kreativen Alltag dazu; schließlich kann einen die Muse nicht immer gleich gut küssen. Ab und an hat sie auch mal schlechten Atem oder beißt einem gar ein Stück Lippe ab. Die Muse scheint ein launisches Biest…

Die Muse ist verschwägert mit der Selbstreflektion, die einem ihrerseits nicht nur zuweilen brauchbare Charaktereinsichten liefert, sondern unter Umständen den gesamten Schreibprozess um ganze Abschnitte, ja sogar Kapitel zurückwirft, da man sich vor lauter Reflektiererei im selbstgebauten Spiegelkabinett verirrt und anstatt neuer Charaktere nur noch Vorwürfe und Verunsicherungen Blüten tragen; ja ganze Wälder entstehen. Buchenwälder, in welche kaum noch Lichteinflüsse und Wasser dringen können, sind sie erstmal dicht genug, so dass jedes neue Samenkorn schon vor dem Aufbrechen verdorren muss oder verpflichtet wird auszuharren bis es einst an einen geeigneteren Ort getragen wird.

Dunkle, kalte, beängstigende Wortschleifen-, Satzfetzen-, Sackgassenwälder…

Um die Familie noch zu vergrößern, gesellt sich nur zu gern auch Großvater „Gefahr des Plagiats“ hinzu oder um es mit den Worten der Literaturwissenschaft auszudrücken: Intertextualität. Schließlich ist es kein Ideenklau, wenn es Nachahmung ist, um einen geliebten Künstler zu ehren. Eine Hommage, eine Verbeugung, ein Kniefall, ein Sich-Davon-Schleichen um aus alten Gedanken neue Kunst zu schaffen… man sollte sich des Ursprungs seiner Einfälle lediglich bewusst bleiben.

Mit dem Drama des sich festgefahrenen Schaffens fließen natürlicherweise gute Ratschläge diesem zu entkommen zusammen und bilden so eine „an den eigenen Haaren aus dem Treibsand ziehen wollen“ Sachlage, deren Ausgang den geneigten Leser vor die schiere Unmöglichkeit der Interpretation des gegebenen Textes stellt… nicht immer wird es so deutlich wie in diesem kleinen Werk, dass man gemeinsam mit dem Künstler nur gegen Wände laufen oder sich im Buchenwald der Verdammnis wiederfinden kann!

Nun fehlt noch ein Ende. Was öfter als selten der Anfang vom Ende ist, also wenn das Ende klar ist, der Anfang schön geworden und der ganze Rest dazwischen hingt, womit wir wieder bei „Heute war ein guter Tag“ sind.

Wenn man das Schlechte weglässt, geht’s mir gut… von einem Leben in Floskeln

Meine Oma hatte für fast jede Lebenssituation eine passende Redensart… und so wurde ich auch geprägt durch ihre Teilhabe an meiner Erziehung und wuchs auf unter ihren wachsamen Augen, mit dem Reglement von Herrn von Knigge, stets gepaart mit einprägsamen Floskeln und dem Hinweis langsam und laut zu sprechen – nicht dass mir dies je gelungen wäre; ich sprach stets zu schnell und zu leise, später oft zu laut, aber immer noch zu schnell…

Zog ich nun eine Schnute, da mir was nicht passte, hieß es also „Da ist die Zuckerpuppe von der Bauchtanztruppe…“

Ein Streit unter Geschwistern wurde mit „Ein Bruder und ’ne Schwester, nichts schön’res auf der Welt…“ kommentiert.

Hatte ich mich verletzt, so war es „bis zur Hochzeit wieder gut“.

Wollte ich einer Sache mit Argumentation entgehen, wurde ich daran erinnert „warum der Teufel seine Großmutter erschlagen hat“.

Geriet man in Zeitnot so sollte man „nur keine Hektik nicht vermeiden“ und außerdem „fangen morgen wieder Hundert Tage an“.

War ich für bestimmte Dinge noch zu jung, so durfte ich zwar „alles essen, aber nicht alles wissen“.

Am Tisch sitzend, wurde stets darauf geachtet, dass man „den Löffel zum Mund und nicht den Mund zum Löffel führt“.

und so weiter und so fort…

Da wir in einer Welt der Redewendungen zu leben scheinen, sog ich diese natürlich nicht nur bei meiner Oma in mich auf.

Noch heute kann ich nicht anders handeln, als mit meinem Gegenüber mein Essen oder dergleichen zu teilen, denn die Schallplatte, die bei uns vermutlich auf Dauerschleife gelaufen sein muss, löste in mir fast schon einen pawlowschen Reflex aus, denn „teilen macht Spaß, wir teilen dies und das.“

Man kann sich natürlich streiten, wie viel Gewicht Floskeln in der eigenen Lebensführung einnehmen sollten und oft genug sind es sicher diese „formelhaften, leeren Redewendungen“, vor denen im Duden gewarnt wird. Doch wenn es darum geht, dass allgemeine Miteinander nach der Prämisse des „behandle andere so, wie auch du behandelt werden willst“ zu gestalten und sich auch durch schwieriger Zeiten nicht unterkriegen zu lassen, denn „am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, so ist es noch nicht zu ende.“ haben manche klugen Sprüche durchaus ihre Daseinsberechtigung.

Und wenn es nur darum geht unbequemen Fragen, wie die nach dem eigenen Wohlbefinden mit den Worten „wenn man das schlechte weglässt, geht’s mir gut“ zu umwandern, damit man sich auf die schönen Dinge konzentrieren kann, so wie Oma es letztendlich tat oder eben das Gespräch mit einer augenzwinkernden Aufforderung zur Tätigkeit zu beenden durch den Ausspruch „mach heute noch was, dann brauch ich es nicht zu tun.“

Eine Weisheit für jede passende und unpassende Gelegenheit liegt auch mir tagtäglich auf der Zunge und ich werfe ungefragt mit diesen um mich. Denn man sollte ruhig angesehenen Menschen mit ihren ebenso ansehenswerten Aussagen huldigen…

schließlich sagte schon Heine: „Weise erdenken neue Gedanken, und Narren verbreiten sie.“

 

Ein Blick

Nur ein Blick…

Wer ist diese Person, welche mich so eindringlich ansieht?

Es muss eine Frau sein, zumindest geht man nach den primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen… sicher diese geben keine eindeutige Zuordnung preis, doch auch die Breite des Beckens und die Form der Taille sprechen dafür.

Ihr Alter kaum zu erahnen; älter inzwischen, wenn den ersten Falten, die eventuell zum Lachen anregen, aber nicht davon herrühren und den vereinzelten, weil schon länger nicht mit Farbe verjüngten, grauen Haaren zu trauen ist.

Starr und gleichzeitig fliehend ihr Blick; mit müden Augen, in denen noch die Glut eines einstigen Aufruhrs zu liegen scheint.

Ein Gesichtsausdruck ohne die Gedanken dahinter wirklich zu verraten.

Die Körperhaltung mehr einer Krümmung gleich; die Muskulatur stets unter Spannung gepaart mit der Leichtigkeit eines Tieres auf der Flucht.

Ein Fluchttier; sich nie sicher fühlend, ständig auf dem Sprung befindlich und permanent in die Ecke gedrängt.

„Im Leben ist es wichtig sich einfach zu schütteln und unbeirrt voranzuschreiten, stößt man auf Hindernisse! … Sie machen auf mich den Eindruck genau das zu tun.“

Ein kurzes Lächeln zu dem Gegenüber bevor der Blick zurück zum Spiegel schweift.

Wort-Spiel-erei

SELBST

Selbstverständnis                     Verstand

Selbstvertrauen                          vertraut

Selbstzweifel                      zweifelsohne

Selbstwertgefühl                        wertvoll

Selbstbewusst                     Bewusstsein

Selbstschutz                             schutzlos

Selbstlos                                     losgelöst

Selbstzweck                               zwecklos

Selbstsicher                            Sicherheit

Selbsthilfe                                      hilflos

Selbstsucht                                   süchtig

Selbstversuch                                 Suche

Selbstkritik                                       Krise

Selbstmord                                   modrig

Selbstständig                           standhaft

Selbstbild                                      Bildnis

Selbsterkenntnis                   Kunstgriff

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Vom Be-Schreiben

Ich war früher nie ein großer Freund von Beschreibungen; weder im Text noch im Leben.

Zu genaue Beschreibungen im Text haben mich schnell abgelenkt und im Leben war ich selten dazu in der Lage diese abzuliefern. Für mich ist alles Gefühl und es fällt mir auch schwer dessen Ursprung mit, für alle anderen, verständlichen Worten auszukleiden.Gefühl ist Überwältigung, Sachinformation lässt sich mit Abstand betrachten; das fällt mir leicht.

Doch was ist nun die Wichtigkeit hinter detaillierten Ausführungen, wenn sie keinen reinen Selbstzweck haben sollen? Was macht sie so wichtig für das Verständnis von Texten und von Unterhaltungen?

Eine Frage, der ich mich mittlerweile gestellt habe oder vielmehr versuche zu stellen, denn sind wir mal ganz ehrlich: sie liegt mir nicht.

Die Welt als solches wird stets gefiltert durch unsere Erinnerungen, Erfahrungen, Erwartungen, unser Verstehen vom Großen Ganzen unseres kleinen eigenen Universums. Somit erscheinen die Dinge und Menschen, welche einem beschreibswert erscheinen, wandelbar und immer auch abhängig von den Augen des Betrachters. Jeder lebt in seiner ganz eigenen Version der Realität und solange diese relativ deckungsgleich zueinander sind, kommen wir alle zurecht.

In Texten muss die genaue Beschreibung zweckdienlich sein, ansonsten läuft der Autor Gefahr den Leser auf halber Strecke zu verlieren. Alles was beschrieben wird, erhält eine ganz eigene Wichtigkeit und der aufmerksame Leser erkennt durch diese schließlich die Subtexte hinter dem Hauptaugenmerk; andere Lesarten, ja ganz neue Geschichten tun sich auf…

Beschreibungen sollten immer dem Zweck dienen den Gegenüber in die eigene emotionale Welt zu führen; zumindest meiner Meinung nach. Denn man beschreibt, was einen bewegt – den Rest nimmt man nicht oder nur nebenher wahr.

Es wird also beschrieben, was bewegen soll, wenn nicht, bleibt nur die Blümchenkante und diese unterscheidet auch das Belanglose aneinanderreihen von Worten vom Text und den Smalltalk von der Unterhaltung.

Nicht mehr ganz Momentan

Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.(Lucius Annaeus Seneca)

Nicht mehr ganz Momentan

„Opa fragt, wann du das nächste Mal herkommst.“ „Im März… Ende März…“ „Das ist schön, dann können wir auf der Terrasse sitzen, dann ist es schon wärmer… so, mach noch was heute, dann brauch ich‘s nicht zu tun“ „Ach ich weiß nicht… keine große Lust.“ „Opa meint, du kannst deine Freundin mitbringen.“ „Ui, ehm, ich frag sie mal… allerdings wollte ich lieber für mich wandern.“ „Ja, das machst du richtig… mach heute noch was, dann brauch ich es nicht zu tun.“ „Wir können uns die Arbeit ja teilen, dann brauchen wir beide nicht so viel zu machen.“ „Ja, das stimmt. Gut, mach heute Abend noch was, dann brauch ich es nicht zu tun… ich hab nämlich keine Lust dazu.“  „Da sind wir schon zu zweit… macht‘s gut.“ „Schlaf schön.“ „Ja, ihr auch.“

Oma dreht sich noch stärker geistig im Kreise als ich. Aber ich werde sie noch einholen und dann drehen wir Pirouetten um uns herum.

Ich mag diese Vorstellung nicht.

Und der Gedankengang war wieder einmal gegen eine Wand gelaufen. Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren… ein Leben im Moment… und doch verzerrt… nicht der Moment, nur eine Aufnahme dessen, was ist, was war, was kommen mag… Sie konnte es nicht mehr greifen, nicht mehr begreifen. Sich nur in eigenen Kreisen drehen, ohne Hoffnung auf ein Ziel… jedes Gespräch mit ihrer Oma schmerzte, denn sie erkannte diese kaum noch… nur noch ein Schatten ihrer selbst… sich ständig wiederholend… in Phrasen, in Erinnerungsfetzen, in Fragen.

Ihr ging es inzwischen nur allzu oft erschreckend ähnlich.  Wenn Unterhaltungen mit ihrer Großmutter zu Traurigkeit führten, dann brachten Gespräche, Momente mit Anderen Gleichgültigkeit gefolgt von Zweifeln.

Momentaufnahmen, wie eine flackernde Neonröhre… grell, verwirrend und unterbrochen…

Was für ein Tag ist heute? …  Weihnachten …. Warum? Baumschmuck… Was für ein Tag ist heute? … Silvester… Warum? Feuerwerke. Wieso bin ich hier? … Familienfeier….Warum? Ich weiß es nicht mehr.

„Es ist Weihnachten. Es ist Weihnachten. Es ist Weihnachten.“ „Es ist… es ist… es ist…“ „Warum?“

Auch die Stimmen in ihrem Kopf bekamen die Tage nur noch mit Mühe auseinander. Blickte sie in sich hinein so war alles Nebel. Alles war Kreisbewegung. Nichts von Bedeutung. Ein Warten ohne zu wissen worauf.

Es ist Biochemie… Könnte ich ein typisches Leben führen, wäre mein Geist nicht so verklebt? Nein. Weshalb? Auch ohne den Nebel gab es keinerlei  Klarheit. Auch ohne das Kreisen war es ein Rennen im Stillstand. Auch mit Zeitwahrnehmung gab es kein Dabeisein… immer nur ein Danebenstehen… ein Versuchen… ein Nichtverstehen. Schon immer war es diesen Leben. Schon immer war es gut. Schon immer war es die Hölle. Noch nie war es „typisch“. Der Nebel macht das Ganze nur klarer. Oma ist lediglich ein Spiegelbild.

„Es ist Silvester. Silvester. Silvester.“

Mach noch was, dann brauche ich es nicht zu tun.                                                                         (02.01.2017)

 

Es war einmal…

Ohne Poesie läßt sich nichts in der Welt wirken. Poesie aber ist Märchen. (J.W. Goethe)

Ich mochte unseren Familien-Weihnachtsbaum.

Wenn ich angestrengt nachdenke, erinnere ich mich sogar an die Zeit, da dieser nicht künstlich war. Da er echte Nadeln abwurf nach den Feiertagen und da es richtige Kerzen waren, die mein Kinderherz erwärmten. … An einen natürlichen Geruch nach Wald, fast modrig und doch einladend, kann ich mich nicht entsinnen, aber sicher gab es diesen.

Der Baum war geschmückt mit Glaskugeln, ob die Holzfiguren und das Lametta noch zur Zeit des echten Baumes gehörten, weiß ich nicht, aber die Kugeln aus Glas, welche zu leicht zerbrachen, erinnere ich…

Als die Zeit ins Land zog und uns die Moderne erreichte, veränderte sich nicht nur das Fernsehprogramm sondern auch der Baum wurde künstlich und überladen; mit eben jenen Glaskugeln, Holzfiguren, silberner Lametta und einer Lichterkette, die keine Brandgefahr mehr darstellte. Der Standfuß wurde zusammengesteckt genau wie die zwei Hälften des Baumes und nach Ausrichten der Äste wurde dieser kleine, aber haltbare Baum stets am Heiligen Abend geschmückt und am Neujahrstag wieder in den Karton getan.

Ich mochte auch diesen Baum. Er stellte ein Sinnbild für das Vergehen dar, für die Veränderung um uns herum… so wurde ja schließlich aus den Glaskugeln mit der Zeit Plastik, aus Lametten eine Perlenkette und aus echten Kerzen Kunstlicht. Denn Plastik erschien nicht so zerbrechlich wie das Glas und die Familie, die nicht immer gemeinsam um den Baum herum sitzen konnte. Die Perlenkette hielt zusammen wie die Menschen, welche trotz der Realität, die auch zu Weihnachten einzug hielt, immer wieder zueinander fanden. Und das künstliche Licht, ähnlich der Feiernden, konnte nicht wie die Kerzen von einem stärkeren Windstoß erloschen werden oder gar den Baum und das Zuhause entzünden.

Zwangig Jahre hielt der Baum; auch wenn die Nadeln letztlich abzufallen begannen. Stets zeigte er sich unverändert und doch immer der Familienstimmung angepasst in einem anderen Kleid. Immer von Heiligabend bis zum Neujahrtag.

vom Grübeln

Das Denken ist das Selbstgespräch der Seele. (Plato)

Dumm nur, wenn sie ständig Widerworte gibt und du dich einem steten Streichgespräch mit dir selbst ausgesetzt siehst.

Oft sind es nicht einmal die eigenen Zweifel sondern vielmehr Wiederholungen dessen, was Andere einem einzureden versuchen – man erkennt das an den unterschiedlichen Stimmfärbungen… oder sollte ich mir Sorgen machen?

Wir sind geprägt von unseren Mitmenschen, ob wir wollen oder nicht. Tragischerweise reicht dieser Umwelteinfluss auch ins Erwachsenenleben hinein. Nur dass sich dies keiner mehr eingestehen möchte. Schließlich sollte man als Erwachsener doch über den Dingen und vor allem den Kindereien stehen… Kindereien – Kindheitstrauma… wer sollte das schon unterscheiden wollen?

Für mich ist es immer wieder erstaunlich, wenn ich auf Personen treffe, die dem Dilemma der aus Kindertagen mitgenommenen Selbstzweifel oder schlicht eingeprägten Handlungsmustern mit komplettem Unverständnis gegenüberstehen und sich selbst natürlich vollständig von solch Absurditäten verbal abgrenzen, wenn es doch mehr als offensichtlich ist, dass es ihnen eben nicht besser geht. Und das ist auch vollkommen in Ordnung, egal was man/ihr euch einredet!

Selbstzweifel sind dazu da überwunden zu werden. Doch niemand sollte und kann erwarten, dass das mit dem Eintritt ins sogeannte Erwachsensein getan ist. Das verlangt Arbeit, Selbst-Gespräche und in erster Linie das Wissen darüber, dass sie existieren und verarbeitet gehören.