Wir drehen uns

im Kreise geht es rundherum

rundherum

drehen wir uns

wir drehen uns?

worum?

im Kreise um uns selbst

 

um uns herum

drehen wir uns

nicht um die Welt?

nur um uns selbst

 

wir drehen uns?

warum?

 

zur Kunstsammlung Katze4

Werbung

Vom Warten

ach wäre ich schon da…. angekommen…. am Ziel

den Weg erfolgreich beschritten…. hinter mir gelassen

nicht abgelenkt vom Leben…. nicht abgekommen vom Pfad

ach wäre ich schon da…. ach wüsste ich wohin…. ach hätte ich ein Ziel

 

zur Kunstsammlung Katze4

Vom Be-Schreiben

Ich war früher nie ein großer Freund von Beschreibungen; weder im Text noch im Leben.

Zu genaue Beschreibungen im Text haben mich schnell abgelenkt und im Leben war ich selten dazu in der Lage diese abzuliefern. Für mich ist alles Gefühl und es fällt mir auch schwer dessen Ursprung mit, für alle anderen, verständlichen Worten auszukleiden.Gefühl ist Überwältigung, Sachinformation lässt sich mit Abstand betrachten; das fällt mir leicht.

Doch was ist nun die Wichtigkeit hinter detaillierten Ausführungen, wenn sie keinen reinen Selbstzweck haben sollen? Was macht sie so wichtig für das Verständnis von Texten und von Unterhaltungen?

Eine Frage, der ich mich mittlerweile gestellt habe oder vielmehr versuche zu stellen, denn sind wir mal ganz ehrlich: sie liegt mir nicht.

Die Welt als solches wird stets gefiltert durch unsere Erinnerungen, Erfahrungen, Erwartungen, unser Verstehen vom Großen Ganzen unseres kleinen eigenen Universums. Somit erscheinen die Dinge und Menschen, welche einem beschreibswert erscheinen, wandelbar und immer auch abhängig von den Augen des Betrachters. Jeder lebt in seiner ganz eigenen Version der Realität und solange diese relativ deckungsgleich zueinander sind, kommen wir alle zurecht.

In Texten muss die genaue Beschreibung zweckdienlich sein, ansonsten läuft der Autor Gefahr den Leser auf halber Strecke zu verlieren. Alles was beschrieben wird, erhält eine ganz eigene Wichtigkeit und der aufmerksame Leser erkennt durch diese schließlich die Subtexte hinter dem Hauptaugenmerk; andere Lesarten, ja ganz neue Geschichten tun sich auf…

Beschreibungen sollten immer dem Zweck dienen den Gegenüber in die eigene emotionale Welt zu führen; zumindest meiner Meinung nach. Denn man beschreibt, was einen bewegt – den Rest nimmt man nicht oder nur nebenher wahr.

Es wird also beschrieben, was bewegen soll, wenn nicht, bleibt nur die Blümchenkante und diese unterscheidet auch das Belanglose aneinanderreihen von Worten vom Text und den Smalltalk von der Unterhaltung.

Nicht mehr ganz Momentan

Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.(Lucius Annaeus Seneca)

Nicht mehr ganz Momentan

„Opa fragt, wann du das nächste Mal herkommst.“ „Im März… Ende März…“ „Das ist schön, dann können wir auf der Terrasse sitzen, dann ist es schon wärmer… so, mach noch was heute, dann brauch ich‘s nicht zu tun“ „Ach ich weiß nicht… keine große Lust.“ „Opa meint, du kannst deine Freundin mitbringen.“ „Ui, ehm, ich frag sie mal… allerdings wollte ich lieber für mich wandern.“ „Ja, das machst du richtig… mach heute noch was, dann brauch ich es nicht zu tun.“ „Wir können uns die Arbeit ja teilen, dann brauchen wir beide nicht so viel zu machen.“ „Ja, das stimmt. Gut, mach heute Abend noch was, dann brauch ich es nicht zu tun… ich hab nämlich keine Lust dazu.“  „Da sind wir schon zu zweit… macht‘s gut.“ „Schlaf schön.“ „Ja, ihr auch.“

Oma dreht sich noch stärker geistig im Kreise als ich. Aber ich werde sie noch einholen und dann drehen wir Pirouetten um uns herum.

Ich mag diese Vorstellung nicht.

Und der Gedankengang war wieder einmal gegen eine Wand gelaufen. Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren… ein Leben im Moment… und doch verzerrt… nicht der Moment, nur eine Aufnahme dessen, was ist, was war, was kommen mag… Sie konnte es nicht mehr greifen, nicht mehr begreifen. Sich nur in eigenen Kreisen drehen, ohne Hoffnung auf ein Ziel… jedes Gespräch mit ihrer Oma schmerzte, denn sie erkannte diese kaum noch… nur noch ein Schatten ihrer selbst… sich ständig wiederholend… in Phrasen, in Erinnerungsfetzen, in Fragen.

Ihr ging es inzwischen nur allzu oft erschreckend ähnlich.  Wenn Unterhaltungen mit ihrer Großmutter zu Traurigkeit führten, dann brachten Gespräche, Momente mit Anderen Gleichgültigkeit gefolgt von Zweifeln.

Momentaufnahmen, wie eine flackernde Neonröhre… grell, verwirrend und unterbrochen…

Was für ein Tag ist heute? …  Weihnachten …. Warum? Baumschmuck… Was für ein Tag ist heute? … Silvester… Warum? Feuerwerke. Wieso bin ich hier? … Familienfeier….Warum? Ich weiß es nicht mehr.

„Es ist Weihnachten. Es ist Weihnachten. Es ist Weihnachten.“ „Es ist… es ist… es ist…“ „Warum?“

Auch die Stimmen in ihrem Kopf bekamen die Tage nur noch mit Mühe auseinander. Blickte sie in sich hinein so war alles Nebel. Alles war Kreisbewegung. Nichts von Bedeutung. Ein Warten ohne zu wissen worauf.

Es ist Biochemie… Könnte ich ein typisches Leben führen, wäre mein Geist nicht so verklebt? Nein. Weshalb? Auch ohne den Nebel gab es keinerlei  Klarheit. Auch ohne das Kreisen war es ein Rennen im Stillstand. Auch mit Zeitwahrnehmung gab es kein Dabeisein… immer nur ein Danebenstehen… ein Versuchen… ein Nichtverstehen. Schon immer war es diesen Leben. Schon immer war es gut. Schon immer war es die Hölle. Noch nie war es „typisch“. Der Nebel macht das Ganze nur klarer. Oma ist lediglich ein Spiegelbild.

„Es ist Silvester. Silvester. Silvester.“

Mach noch was, dann brauche ich es nicht zu tun.                                                                         (02.01.2017)